Neurologie

Qualitätsbericht

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Reportage

Schlaganfall

Seit mehr als zehn Jahren ermöglicht das STEMO (kurz für Stroke-Einsatz-Mobil) Berliner Schlaganfallpatienten eine schnellere Akutversorgung. Prof. Dr. Martin Ebinger war maßgeblich an der Entwicklung des Spezialfahrzeugs beteiligt und hat viel beachtete Studien zu dessen Wirkung durchgeführt.

Gemeinsam mit dem gesamten Team aus Medizin und Therapie der Fachklinik Medical Park Berlin Humboldtmühle hilft er heute Menschen, die einen Schlaganfall erlitten haben, wieder auf die Beine.

 

 

Rettung auf Rädern...

Frühzeitige Akuthilfe nach seinem Schlaganfall erfuhr Ingo Pfeiffer auf einem speziellen Notfallwagen, dem STEMO. Davon profitiert er auch bei der Reha im Medical Park Berlin Humboldtmühle. Ingo Pfeiffer begrüßt Oberärztin Dr. Sabine Nunnemann, die ihn zur Kontrolle auf seinem Zimmer besucht.
An einem Wintertag, kurz nach dem Aufstehen merkt Ingo Pfeiffer, dass etwas anders ist: „Im Badezimmerspiegel sah ich, dass meine linke Gesichtshälfte runterhing und merkte, dass ich nicht mehr sprechen konnte. Dann bin ich zusammengesackt.“ Pfeiffer hat einen ischämischen Schlaganfall erlitten, seine Frau kontaktiert sofort die Notrufstelle. Das Team im STEMO beginnt direkt im Rettungswagen mit der Behandlung.
Teil der Therapie ist das Posturomed. Die Trittfläche dieses Geräts ist an einem Schwingwerk aufgehängt, das Pendelbewegungen erzeugt. Das fordert und trainiert den Gleichgewichtssinn. Sporttherapeut Markus Koch kontrolliert dabei Bewegungsmuster und erklärt am Bildschirm die Fortschritte seiner Patientinnen und Patienten.
Auch das PC-Training gehört zum Reha-Alltag nach einem Schlaganfall. Die Übungen am Bildschirm schulen vielerlei kognitive Fähigkeiten, zum Beispiel Konzentration, Planen, Erinnerungsvermögen, Orientierungund Vorstellungskraft. Hier muss Pfeiffer beispielsweise durch eine virtuelle Stadt navigieren, sich dabei Termine merken und priorisieren.
Im Akuthaus ist bei Pfeiffer eine Halbseitenlähmung und eine Sprachstörung diagnostiziert worden. Heute beginnt seine dritte Woche in der Reha. Oberärztin Dr. Sabine Nunnemann überprüft die Sensibilität im Gesicht des Patienten.
Mit dem Training auf dem Fahrradergometer stärkt Pfeiffer sein Herz-Kreislauf-System und gewöhnt es langsam wieder an alltägliche Belastungssituationen. Besonders praktisch: Die Zimmerschlüsselkarte speichert alle Einstellungen und Werte an den Geräten.
Die Armpresse dehnt die Brust auf, sorgt für mehr Sauerstoff im Blut und trainiert die Feinmotorik der Hände. Unter Anleitung von Physiotherapeut Markus Koch stemmt auch Ingo Pfeiffer beim Armdrücken Eisen.
Ausruhen und genießen: Der Hydrojet, eine Art Wasserbett mit beweglichen Massagedüsen, aktiviert von unten muskuläre Triggerpunkte.
Das STEMO ist ein Rettungswagen der besonderen Art. Hier können Schlaganfallpatienten direkt ein CT erhalten, um eine Blutung als Ursache für den Schlaganfall auszuschließen. Nach Ausschluss der Blutung kann sofort eine Thrombolyse, also eine blutverdünnende Behandlung, begonnen werden. Das Team im STEMO hat durch die direkte Behandlung im Rettungswagen mit der dazu beigetragen, dass Pfeiffer heute wieder lachen kann.

Im Gespräch mit unseren Experten

Chefarzt Neurologie

Prof. Dr. med. Dr. phil. Martin Ebinger

Prof. Dr. med. Dr. phil. Martin Ebinger zählt zu den profiliertesten Schlaganfallexperten Europas.

Seit Mai 2017 ist er als Chefarzt in der Neurologie im Medical Park Humboldtmühle tätig. Ebinger, der zu seinen beruflichen Stationen das Royal Melbourne Hospital in Australien und die Berliner Charité zählt, war maßgeblich an der Entwicklung des STEMO beteiligt und forscht heute zu dessen medizinischer Relevanz.

Oberärztin Neurologie

Dr. med. Sabine Nunnemann

Dr. med. Sabine Nunnemann ist seit Juli 2020 als Oberärztin für Neurologie im Medical Park Berlin Humboldtmühle tätig.

Ihre Facharztausbildung absolvierte sie am Klinikum rechts der Isar der TU München. In Berlin war sie zunächst im niedergelassenen Bereich als Neurologin mit breitem klinischem Spektrum tätig. Auch an der Humboldtmühle ist es der intensive Patientenkontakt, der ihr besonders viel Freude an der Arbeit macht.

Ärztlicher Stützpunktleiter

Dr. med. Matthias Wendt

Dr. med. Matthias Wendt hat das STEMO-Projekt an der Klinik für Neurologie mit Stroke Unit und Frührehabilitation des Unfallkrankenhauses Berlin 2016 mit aufgebaut.

An der Klinik ist er bereits seit 2014 tätig, zunächst als Assistenzarzt, später als Facharzt und seit November 2017 auch als Oberarzt. Seit April 2017 ist Wendt Ärztlicher Stützpunktleiter des STEMO 6100.

Therapeut

Markus Koch

Markus Koch betreut als Therapeut im Medical Park Berlin Humboldtmühle seit 2018 Patientinnen und Patienten aus den Fachrichtungen Neurologie und Orthopädie.

Zuvor hat er an der TU Chemnitz Präventions- und Rehabilitationssport studiert. Während des Studiums erwarb Koch ein breites Spektrum an Qualifikationen in den Bereichen Orthopädie, innere Medizin, Leistungsdiagnostik sowie Neurologie und Neurophysiologie.

Therapieleiterin

Josephin Gerstmann

Josephin Gerstmann ist seit Abschluss ihres Bachelor of Arts in Wirtschaft und Management Anfang 2018 Teil der Klinikleitung im Medical Park Berlin Humboldtmühle.

Als Therapieleitung verantwortet sie die strategische Ausrichtung des gesamten Therapieangebots. Gerstmann ist bereits seit 2011 am Standort tätig – zunächst als Physiotherapeutin, später als Fachbereichsleiterin und Key- Account-Managerin.

Chefarzt Neurologie

Prof. Dr. med. Dr. phil. Martin Ebinger

Prof. Dr. med. Dr. phil. Martin Ebinger zählt zu den profiliertesten Schlaganfallexperten Europas.

Seit Mai 2017 ist er als Chefarzt in der Neurologie im Medical Park Humboldtmühle tätig. Ebinger, der zu seinen beruflichen Stationen das Royal Melbourne Hospital in Australien und die Berliner Charité zählt, war maßgeblich an der Entwicklung des STEMO beteiligt und forscht heute zu dessen medizinischer Relevanz.

Oberärztin Neurologie

Dr. med. Sabine Nunnemann

Dr. med. Sabine Nunnemann ist seit Juli 2020 als Oberärztin für Neurologie im Medical Park Berlin Humboldtmühle tätig.

Ihre Facharztausbildung absolvierte sie am Klinikum rechts der Isar der TU München. In Berlin war sie zunächst im niedergelassenen Bereich als Neurologin mit breitem klinischem Spektrum tätig. Auch an der Humboldtmühle ist es der intensive Patientenkontakt, der ihr besonders viel Freude an der Arbeit macht.

Ärztlicher Stützpunktleiter

Dr. med. Matthias Wendt

Dr. med. Matthias Wendt hat das STEMO-Projekt an der Klinik für Neurologie mit Stroke Unit und Frührehabilitation des Unfallkrankenhauses Berlin 2016 mit aufgebaut.

An der Klinik ist er bereits seit 2014 tätig, zunächst als Assistenzarzt, später als Facharzt und seit November 2017 auch als Oberarzt. Seit April 2017 ist Wendt Ärztlicher Stützpunktleiter des STEMO 6100.

Therapeut

Markus Koch

Markus Koch betreut als Therapeut im Medical Park Berlin Humboldtmühle seit 2018 Patientinnen und Patienten aus den Fachrichtungen Neurologie und Orthopädie.

Zuvor hat er an der TU Chemnitz Präventions- und Rehabilitationssport studiert. Während des Studiums erwarb Koch ein breites Spektrum an Qualifikationen in den Bereichen Orthopädie, innere Medizin, Leistungsdiagnostik sowie Neurologie und Neurophysiologie.

Therapieleiterin

Josephin Gerstmann

Josephin Gerstmann ist seit Abschluss ihres Bachelor of Arts in Wirtschaft und Management Anfang 2018 Teil der Klinikleitung im Medical Park Berlin Humboldtmühle.

Als Therapieleitung verantwortet sie die strategische Ausrichtung des gesamten Therapieangebots. Gerstmann ist bereits seit 2011 am Standort tätig – zunächst als Physiotherapeutin, später als Fachbereichsleiterin und Key- Account-Managerin.

Das STEMO ist nun seit gut zehn Jahren auf den Straßen der Bundeshauptstadt im Einsatz. Ist es eine Erfolgsgeschichte?

PROF. DR. MARTIN EBINGER:
Wir sind sehr zufrieden. Gemeinsam mit einem Expertenteam haben wir nachgewiesen, dass Schlaganfallpatienten insgesamt gesehen schneller behandelt werden können. Das bestätigt auch der statistische Wert einer aktuellen Metastudie. Die durchschnittliche Zeitersparnis durch das STEMO liegt bei gut einer halben Stunde ...

DR. SABINE NUNNEMANN:
...wovon auch unser Patient Ingo Pfeiffer sehr profitiert hat. Sein Schlaganfall hatte einen Wert von 22 Punkten auf der NIHSS-Skala. Damit war er mittelgradig bis schwer betroffen. Wäre Herr Pfeiffer erst später versorgt worden, hätte die Lyse womöglich gar nicht mehr stattfinden können. Und in der Zeit, die ohne ein STEMO verloren gegangen wäre, wären pro Minute ca. zwei Millionen Neuronen abgestorben. Dass es Herrn Pfeiffer heute so gut geht, haben wir auf jeden Fall auch der schnellen Akutversorgung zu verdanken.

PROF. DR. EBINGER:
Die Genesung von Herrn Pfeiffer deckt sich auch mit den Ergebnissen aus unserer neusten Studie, in der wir spezifisch auf das funktionelle Outcome eingegangen sind. Wir haben bewiesen, dass die Wahrscheinlichkeit, ein besseres Ergebnis zu erzielen, durch ein STEMO um 27 Prozent steigt. In der Medizin ist das eine phänomenale Zahl.

Schlaganfallpatienten profitieren also davon, dass sie im STEMO häufiger eine Thrombolyse bekommen?

PROF. DR. EBINGER:
Exakt. Im STEMO haben über den Studienzeitraum 60 Prozent aller Patienten eine Lyse erhalten, ohne STEMO nur 48 Prozent.

DR. NUNNEMANN:
Wenn Patienten nicht direkt vor Ort lysiert werden können, vergeht wertvolle Zeit. Nach viereinhalb Stunden sinken die Erfolgschancen, das verstopfte Gefäß wieder durchgängig zu bekommen, stark. Die Zeitersparnis, die der Einsatz vor Ort bietet, hat folglich nicht nur Einfluss darauf, wie gut das Behandlungsergebnis ist, sondern auch, ob eine bestimmte Behandlung überhaupt in Betracht kommt.

PROF. DR. EBINGER:
Ein weiterer Vorteil des STEMO: Seine dreiköpfige Besatzung ist eine eingespielte Task Force, die primär ein Ziel vor Augen hat – schnellstmöglich eine intravenöse Lyse verabreichen! Kommen Patienten hingegen auf klassischem Weg ins Krankenhaus, kann es vorkommen, dass Ärzte manchmal auch etwas zurückhaltender reagieren.

Herr Dr. Wendt, Sie sind regelmäßig als Neurologe und Notarzt mit dem STEMO unterwegs und haben den Patienten Ingo Pfeiffer vor einigen Wochen behandelt. Wie ist dieser Einsatz konkret abgelaufen?

DR. MATTHIAS WENDT:
Die Ehefrau von Herrn Pfeiffer hatte um 7:20 Uhr den Notruf gewählt, nachdem der Patient um 7:05 erste Symptome entwickelt hat. Daraufhin hat die Leitstelle uns umgehend alarmiert. Unser STEMO ist am Unfallkrankenhaus Berlin stationiert und war zu diesem Zeitpunkt circa 14 Kilometer vom Einsatzort entfernt, den wir um 7:42 Uhr erreicht haben. Man muss wissen, dass parallel immer ein Rettungstransportwagen (RTW) von der Leitstelle informiert wird, der in der Regel ersteintreffend ist.

War es in diesem Fall auch so?

DR. WENDT:
Ja. Ein Rettungsteam hatte bereits die Vitalparameter gemessen und Herrn Pfeiffer erstversorgt. Im STEMO hat unsere Untersuchung dann den Schlaganfallverdacht erhärtet. Nach einer Laboruntersuchung und einem CT haben wir um Punkt 8:00 Uhr mit der Lyse begonnen.

Von Alarm bis zur Lyse sind also nur 40 Minuten vergangen.
Das war eine sogenannte „Golden-Hour-Thrombolyse“. So bezeichnet man die seltenen Fälle, bei denen die Lyse innerhalb der ersten Stunde nach Symptombeginn gegeben werden kann. Mit dem STEMO hat sich für Betroffene die Chance auf eine solche „Golden-Hour-Thrombolyse“ verzehnfacht, wie Prof Dr. Ebinger und das Forschungsteam der Charité nachweisen konnten.

Was passiert mit denjenigen Patienten, die trotz STEMO keine Thrombolyse bekommen können? Profitieren sie trotzdem?

DR. NUNNEMANN:
Alle Schlaganfallpatienten kommen auf dem Fahrzeug zunächst in die Röhre. Denn welche Art des Schlaganfalls konkret vorliegt, kann nur mittels Computertomographie festgestellt werden. Von 100 Schlaganfällen sind 85 ischämisch, das heißt, bei ihnen wurde eine Arterie, die das Gehirn mit Blut versorgt, verstopft. 15 Prozent hingegen sind hämorrhagisch, was bedeutet, dass der Schlaganfall durch eine Blutung verursacht wurde. Eine Lyse wäre im Fall einer Blutung absolut kontraindiziert. Diese Patienten brauchen unter Umständen ein Gegenmittel, das die Blutung stoppt, ein Antidot. Das ist immer dann der Fall, wenn der Patient zuvor mit bestimmten blutverdünnenden Medikamenten behandelt worden ist. Auch Antidots werden immer an Bord mitgeführt.

PROF. DR. EBINGER:
Und auch wenn gar kein Schlaganfall vorliegt: Es schadet nie, wenn unsere Experten die Betroffenen ganz früh sehen, zum Beispiel auch bei einem epileptischen Anfall. Dafür wurde das STEMO zwar nicht konkret entwickelt, doch der mitfahrende Neurologe kann bereits Indizien vor Ort sammeln, die später für die Klinik von unschätzbarem Wert sein können.

DR. NUNNEMANN:
Gerade bei uns in der Neurologie spielt die Anamnese eine herausragende Rolle. Aufgrund von Sprachstörungen, kognitiven Veränderungen oder gar Bewusstlosigkeit können sich Patienten häufig nicht so mitteilen, wie sie das gerne täten. Wer da frühzeitig an wertvolle Informationen gelangt, ist im Vorteil und kann schneller eine Diagnose stellen und wichtige therapeutische Schritte einleiten.

Wie läuft die Übergabe von STEMO-Patienten an die Akuthäuser konkret ab? Und unter welchen Voraussetzungen beginnen dann die Rehamaßnahmen in Ihrem Haus?

PROF. DR. EBINGER:
Das STEMO hat sich bei der Rettungsstelle angekündigt und falls der Patient ein Kandidat für eine Thrombektomie, also eine mechanische Entfernung des Blutgerinnsels, ist, wird er idealerweise direkt ins Katheterlabor gebracht, wo er gleich weiterbehandelt werden kann.

DR. WENDT:
Denn das ist ein weiterer Vorteil des STEMO: Wir können Patienten durch unsere Erkenntnisse der CT an Bord besser triagieren und zielgerichtet immer in das nächstgelegene geeignete Krankenhaus bringen. Denn: Nicht jedes Haus ist in der Lage, eine Thrombektomie durchzuführen, nicht jedes hat eine Neurochirurgie – die bei Blutungen wichtig ist. Außerdem bereiten wir für die Kliniken bereits während der Fahrt eine CD mit den Bildern der CT vor und schreiben einen Arztbrief.

DR. NUNNEMANN:
Auch bei Herrn Pfeiffer wurde das Blutgerinnsel per Thrombektomie entfernt. In der Regel werden die Patienten dann circa drei bis fünf Tage in den Akuthäusern versorgt, bevor sie zur Anschlussheilbehandlung, sprich in die Reha, kommen. Herrn Pfeiffer ging es nach seinem Krankenhausaufenthalt so gut, dass er erst noch einige Zeit zu Hause verbringen konnte, bevor wir ihn gesehen haben.

Und dann kamen Sie als Therapeut ins Spiel, Herr Koch, richtig?

MARKUS KOCH:
Genau. Wenn die Patienten weniger stark betroffen sind, wie Herr Pfeiffer, kann man auf einem höheren Trainingslevel ansetzen und sehr schnell Fortschritte erzielen.

DR. NUNNEMANN:
Wie hat er sich denn heute im Training geschlagen?

KOCH:
Erstaunlich gut! Zunächst hat er beim Armdrücken einen großen Kraftzuwachs erzielt. Am Anfang stand er bei 15 Kilogramm, neun Trainingseinheiten später, also heute, kann er 30 Kilogramm stemmen. Auch auf dem Ergometer zeigte er sich leistungsstark. Schließlich habe ich ihm eine besonders knifflige Balanceübung auf dem Posturomed gegeben. Er musste auf der wackligen Unterlage einen Ball gegen die Wand werfen und wieder auffangen – und das hat wunderbar geklappt.

DR. NUNNEMANN:
Prima, so etwas höre ich gern!

Ganz generell gefragt: Was zeichnet die Therapie im Medical Park Humboldtmühle aus?

JOSEPHIN GERSTMANN:
Vor drei Jahren haben wir die Aufnahme in der Neurologie umgestellt. Seither werden unsere Patienten immer gemeinsam von Arzt und Therapeut empfangen. Auf Patientenseite schafft das mehr Nähe und Vertrauen. Wir hingegen können uns durch diesen zusätzlichen Verzahnungsaspekt noch besser um sie kümmern. Bei gruppentherapeutischen Maßnahmen haben wir insgesamt die Größe der Gruppen reduziert, um individueller auf die Patienten einzugehen.

PROF. DR. EBINGER:
Die Gruppentherapie wird ja mitunter immer noch belächelt oder als Einsparmodell betrachtet. Dabei ist sie von enormer Bedeutung: Zu sehen, dass man nicht der Einzige ist, dessen Hand bei gewissen Bewegungen zittert, kann sehr entlastend sein. Auch das Gemeinschaftsgefühl gibt Auftrieb und motiviert.

Was ist künftig in der Therapie geplant?

GERSTMANN:
Im Bereich der gerätegestützten Therapie werden wir immer digitaler. Demnächst kommen bei uns Virtual-Reality-Brillen zum Einsatz. Mit diesen können unsere Patienten kinderleicht Alltagstätigkeiten wie Gemüseschneiden oder Wasserkochen einüben. Außerdem haben wir im Sommer 2022 mit dem therapeutischen Einsatz von Stand-up Paddling Boards begonnen – direkt auf dem Havelgewässer vor unserer Haustüre.

DR. NUNNEMANN:
Und natürlich bleibt nach wie vor wichtig, dass wir unseren Patienten maßgeschneiderte Therapiepläne anbieten – mit gut geplanten Pausen: Denn vor allem in Ruhephasen entwickeln sich neue Verbindungen zwischen den Nervenzellen, die es ja so dringend braucht. Insgesamt ist und bleibt unser oberster Grundsatz, dass die Qualität stimmen muss. Und wenn wir dabei noch unser Therapieangebot erweitern können, freut uns das natürlich sehr.

PROF. DR. EBINGER:
Für mich liegt der „Unique Selling Point“ dieses Hauses in den Menschen, die hier arbeiten: fachlich auf der Höhe und herzlich und zugewandt. Das klingt jetzt fast nach kitschigem Lob, es ist aber so.

Noch einmal zurück zum STEMO: Wie häufig rückt es in Berlin pro Tag aus?

DR. WENDT:
In Berlin ereignet sich etwa stündlich mindestens ein Schlaganfall. Daher sind auch drei Fahrzeuge im Einsatz, die das gesamte Stadtgebiet abdecken. Kommt bei einem Notruf die Leitstelle zur Schlussfolgerung, dass ein Schlaganfall passiert ist, beginnt eine Alarmierungskette, die das STEMO gemeinsam mit einem RTW losschickt. Allein wir am Unfallkrankenhaus Berlin haben jährlich mehr als 2.000 Alarme.

Das hochtechnisierte STEMO mit mobilem Labor und Röntgengerät wurde hierzulande entwickelt ...

PROF. DR. EBINGER:
Dazu möchte ich eines kurz einwerfen: Der erste Arzt an Bord eines solchen Spezialwagens war unser Kollege Panagiotis Kostopoulos im saarländischen Homburg, wo auch heute noch ein MSU (Anm. d. Red.: Abkürzung für Mobile Stroke Unit) unterwegs ist. Er hat die Entwicklung des STEMO gemeinsam mit den Saarländer Kolleginnen und Kollegen maßgeblich vorangetrieben und ist heute Chefarzt der Neurologie im Medical Park Bad Camberg. Und mittlerweile sind STEMOs beziehungsweise MSUs, wie sie international bezeichnet werden, weltweit an fast 30 Orten im Einsatz ...

... und verbessern dort die akute Versorgung von Patienten?

PROF. DR. EBINGER:
Das hat uns als Vision immer angetrieben. Beim Schlaganfall kommt es schließlich auf jede Minute an. Bei uns Neurologen gibt es das Sprichwort „Save a minute, save a day“: Wenn Sie eine Minute einsparen, retten Sie einen Tag gesunden Lebens. Dafür lohnt es sich zu kämpfen.

Kennzahlen

Unsere Ergebnisse im Fachbereich Neurologie

Wir erheben viele Daten, messen, vergleichen und werten aus. Je Fachbereich und Krankheitsbild gibt es eine Vielzahl von Indikatoren. Diese Indikatoren lassen sich auch für die Darstellung des Krankheitsverlaufs nutzen – und somit auch für die Messung der Qualität und des Erfolgs der medizinischen, therapeutischen und pflegerischen Behandlung. Mit diesen Qualitätsindikatoren sind wir in der Lage, unseren Erfolg nachzuweisen. Die Qualitätsindikatoren und die erreichten Ergebnisse stellen wir Ihnen im Folgenden vor.

Qualitätsindikatoren

FRÜHREHA-BARTHEL-INDEX

Der Barthel-Index wird hier um Parameter erweitert, die zur Bewertung in frühen Phasen der Reha herangezogen werden. Indikatoren sind schwere, zum Teil lebensbedrohliche Merkmale wie Monitorpflichtigkeit, Beatmungspflichtigkeit oder Sprachverlust.

COMMUNITY-AMBULATORY-INDEX (CAI) 10-METER-GEHTEST

Über die Messung der Gehgeschwindigkeit sind Aussagen zur Fähigkeit des Patienten, am Alltag teilzuhaben, möglich. Es erfolgt die Zuteilung in Gruppen, die praktische Aussagen über den Lebensradius des Patienten machen.

BARTHEL-INDEX

Der Barthel-Index bewertet die Selbstständigkeit eines Patienten bei Alltagsfunktionen (Selbstständigkeit beim Essen, bei der Körperpflege, Kontinenz etc.) anhand eines Punktesystems. Dadurch kann die Pflegeabhängigkeit im Alltag bestimmt werden.

DRUCKGESCHWÜR

Für die Diagnose von Dekubitus gilt ein internationales Klassifizierungsmodell, das vier Kategorien unterscheidet. Die Schwere der Ausprägung reicht von geröteter, noch intakter Haut über nässende Wunden bis zu völlig zerstörtem Gewebe mit freiliegenden Knochen, Sehnen oder Muskeln.

FUNCTION ALAMBULATION CATEGORIES (FAC)

Hiermit wird die Gehfähigkeit von Patienten gemessen und standardisiert beschrieben, wie viel Hilfe jemand beim Gehen benötigt. Die Werte reichen von 0 (nicht gehfähig) bis 5 (Patient ist uneingeschränkt gehfähig). Dazwischen liegen entsprechende Abstufungen.

PATIENT REPORTED OUTCOMES MEASUREMENT INFORMATION SYSTEM (PROMIS )

Erfasst werden Daten über die Veränderung des subjektiven Wohlbefindens. Die Items können frei gewählt und sehr flexibel den Bedürfnissen der Patienten angepasst werden. Die standardisierte Messung erlaubt interpersonellen und intrapersonellen Vergleich, auch über Krankheitsgruppen hinweg.

Ergebnisse nach neurologischen Krankheitsbildern

Phase B: Aufnahme in Phase B, Entlassung aus Phase C / D
Phase C
Phase D

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QUALITÄTSBERICHT ALS PDF

Weitere Ergebnisse und Geschichten finden Sie in unseren Qualitätsberichten. Die aktuelle Ausgabe senden wir Ihnen auf Wunsch auch gerne zu.

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