SPEZIELLES REHA PROGRAMM FÜR PARKINSON-PATIENTEN IM MEDICAL PARK LOIPL
Unser Gehirn besitzt die einmalige Gabe, sich bis ins hohe Alter fortwährend zu verändern und an neue Lebensumstände optimal anzupassen. In der Wissenschaft werden die dabei ablaufenden Vorgänge unter dem Stichwort Neuroplastizität zusammengefasst. Entscheidend sind hierbei die fünf Komponenten Motivation, Übungsfrequenz, Ausdauertraining, Stimulation und Konsolidierung zur Förderung der Nachhaltigkeit (URL zum ZKNP:https://www.medicalpark.de/de/Kliniken_und_Zentren/Loipl__Bischofswiesen/Zentrum_fuer_Klinische_Neuroplastizitaet.html)
Was wir alle beim Erlernen neuer Fertigkeiten (z.B. ein Instrument spielen oder eine neue Sprache studieren) nutzen, setzten wir seit über einem Jahr im Zentrum für klinische Neuroplastizität gezielt in der Rehabilitation neurologischer Erkrankungen ein. Hiervon können in besonderem Maße Patienten mit Morbus Parkinson in den verschiedenen Stadien der Erkrankung enorm profitieren.
Seit Jahren ist wissenschaftlich erwiesen, dass rhythmusbetonte Bewegungen und Musik bei Parkinsonpatienten zur Verbesserung der Bewegung und Verminderung von Stürzen beitragen. Aus diesem Grunde gehören Musik-, Tanz- und Singtherapie neben verschiedenen Formen des Bewegungstraining zu den Grundpfeilern des Reha-Konzeptes bei unseren Patienten. So empfehlen wir z.B. unmittelbar vor den Therapieeinheiten 20 Minuten der individuellen Lieblingsmusik über Kopfhörer zu lauschen und dabei dem Rhythmus mit Bewegungen des Rumpfes, der Arme oder Beine zu folgen. Dies ist nicht nur enorm motivationsfördernd sondern aktiviert und stimuliert nachweislich die Nervenbahnen im Gehirn, deren Funktionen durch den Morbus Parkinson beeinträchtigt sind. Komplementär hierzu können auch Musik untermalte Entspannungsverfahren mit begleitender Shiatzu-Massage im bei uns genutzten BrainLight System (www.brainlight.de) zur Vorbereitung auf die einzelnen Therapieverfahren eingesetzt werden.
Beim danach folgenden Bewegungstraining werden neben akustischen auch optische Reize zur Verbesserung des Gangbildes eingesetzt. Hierbei spielen innovative Verfahren, wie z.B. der visuellen Projektion von Schritten auf einem Laufband im Rahmen der sogenannten „augmented reality“ eine wichtige Rolle. In der Tanztherapie lernen Parkinsonpatienten quasi spielerisch durch Einübung rhythmusbetonter Schrittfolgen Stürze zu vermeiden, wobei nach aktueller klinischer Studienlage hier besonders lateinamerikanische Tänze wie die Rumba geeignet sind (www.dancingwithparkinsons.com). In der Singtherapie liegt neben der Verbesserung der Atemfunktion und dem positiven Erleben in der Gruppe die Betonung auf einen internen Rhythmusgeber, der jederzeit zur Verbesserung der Motorik vom „singenden“ Patienten eingebracht werden kann (www.singende-krankenhaeuser.de). Zur individuellen Überprüfung dieser Therapiemaßnahmen setzten wir einfache, Smartphone-basierte Meßinstrumente ein, die den Patienten digital transparent und motivationsfördernd rückmelden, wie sich ihre/sein die Aufmerksamkeit, Koordination, Zielmotorik, Gangqualität und -sicherheit verbessert haben. So gelingt es innerhalb weniger Wochen der Rehabilitation den Parkinsonpatienten nachhaltig, mit Musik und Tanz besser und sicherer beweglich wieder nach Hause zurückzukehren. Zum Abschied schrieb uns hierzu kürzlich ein Patient das folgende kurze Gedicht:
„Einst galt mein ganzer Dank den Krücken,
spürte ich meinen kranken Rücken.
Den Ärger lindern, Fehler meiden,
Schmerzen lindern, weniger leiden,
all das an Sachen mir hier gelang.
Jetzt geh ich unter Lachen mit Gesang.“